Der diesjährige Neujahrsempfang des SPD Ortsvereins in der Steinturnhalle war ein voller Erfolg. Rund 100 Mitglieder, Freunde und Gäste kamen um die eindrucksvolle Rede der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Verena Bentele und die tolle Musik der 3 Mann Gruppe der Jugendmusikschule zu hören. Peter Pfitzenmaier hielt die Laudatio auf unser "Urgestein" Wolfgang Fürst, der für sein langjähriges Wirken für die SPD die "Willy-Brandt-Medaille" verliehen bekam. Unsere Ortsvereinsvorsitzende Elviera Schüller-Tietze ehrte die SPD Mitglieder Margot Gilch für 40 Jahre Mitgliedschaft und unsere Fraktionsvorsitzende Christa Weiß für 25 Jahre Mitgliedschaft. Die Rede von Christa Weiß finden Sie untenstehend im Wortlaut. Den Bericht in der LKZ vom 2.2.15 finden Sie hier.
Christa Weiss, Margot Gilch, Elviera Schüller-Tietze, Angelika Klingel (v.l.n.r.)
Neujahrsempfang SPD Leonberg Steinturnhalle 30.1. 2015
Liebe Gäste,
25 Jahre in der SPD - das bedeutet quasi Silberhochzeit. Treue, Bekenntnis zueinander, miteinander Freud und Leid zu teilen. Nachdem ich heute dafür geehrt wurde, möchte ich mit einem kurzen Rückblick auf diese Zeit beginnen. Also ich bin da richtig stolz darauf. Die SPD ist meine Partei. Ich bin im roten Stuttgart-Heslach in einer kinderreichen Familie aufgewachsen. Der Begriff Gerechtigkeit, allen eine Chance zu geben, hat mich von klein auf begleitet, geprägt und er ist bis heute einer meiner Leitgedanken. Nun bin ich seit vielen Jahren Leonbergerin und seit 25 Jahren für die SPD-Leonberg im Gemeinderat. Ich habe viele Mitstreiter kommen und gehen gesehen. Manche davon leben nicht mehr. Von allen habe ich gelernt. Ein einschneidendes Ereignis letztes Jahr war die Kommunalwahl. Unser Stimmenbringer aus Höfingen, der heute geehrte Wolfgang Fürst kandidierte nicht mehr. Jürgen Stolle, das Gesicht unserer Fraktion war nicht mehr dabei. Der Gemeinderat wurde auf 32 Sitze verkleinert. 1989 waren das noch 45 Sitze. Das Wahlrecht wurde vor der letzten Wahl zu Gunsten der kleinen Gruppen geändert und wir verloren dadurch einen Sitz. Das schmerzt mich bis heute und ich sage das deutlich, ich empfinde das als ungerecht. Wir haben den 6. Sitz ganz knapp verloren. Selbst wenn der Gemeinderat nur 27 Mitglieder hätte, hätten wir immer noch 5 Sitze. Jetzt sind wir im Gemeinderat 4 Fraktionen und 3 Gruppierungen. Aber wo geht diese Entwicklung hin? Ein Gremium aus Einzelkämpfern und Einzelmeinungen ohne erkennbare Linie ist populistisch unterwegs. Wir brauchen keine Selbstdarsteller sondern Menschen mit Verantwortungsgefühl für alle Bürger.
Ja und da bin ich wieder beim Thema Gerechtigkeit. Wenn ich unsere vielen Diskussionen in der Fraktion, in der Partei und mit den Bürgern betrachte, dann geht es im Kern immer um gerechte Lösungen. Wie viel Kinderbetreuung brauchen wir? Wie sollen unser Schulen aussehen? Brauchen wir eine öffentliche Sauna? Welche Ausgaben sind gerechtfertigt?
Es ist eine ständige Gratwanderung zwischen Anspruch und finanzieller Möglichkeit. Zum Glück sind wir fraktionsintern auf der gleichen Linie. Das Miteinander zwischen den Fraktionen klappt auch. Wir reden miteinander, suchen nach einem gemeinsamen Nenner ohne die eigene Identität aufzugeben.
Was haben wir erreicht und was ist noch zu tun?
Wir haben ein saniertes schönes Hallenbad in der Stadtmitte und wir haben ein wunderschönes Leobad von dem wir nicht genau wissen, was es in den nächsten Jahren an Sanierung braucht. Deshalb unser Antrag, die Liegefläche im Norden zu verkleinern, die Grundstücke zu verkaufen und mit dem Erlös die Sanierung mit zu finanzieren.Wir haben ein breites schulisches Angebot in teils saniertenTopschulen und in Schulen, die mit einem Sanierungsstau auf die Baufreigabe warten. Hier wollen wir eine Priorisierungsliste, um dort anzufangen, wo es am dringendsten ist. Wir haben eine Stadthalle, die viel Defizit und zu wenig Besucher hat. Wir wollen auch hier nicht auf Sicht fahren, sondern nach Konzepten entscheiden.Wir haben ein reges Vereinsleben. Wir haben Vereine, die sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen müssen. Dabei brauchen die Vereine Unterstützung aus der Verwaltung. Deshalb unser Antrag zumindest für die Sportvereine einen Sportentwicklungsplan in Auftrag zu geben.
Von dieser Unterstützung wird auch die Ausgestaltung der Ganztagschulen profitieren und vielleicht hilft es auch der Fusion unserer beider großen Sportvereine.
So greift immer eine Maßnahme in die nächste.
Genauso wie wir jetzt bei der großen Zunahme der Flüchtlingszahlen auf unsere bewährten Ehrenamtlichen des Arbeitskreises für Asyl zählen können. Solche Aktivitäten entstehen nicht aus dem Nichts, sondern man muss sie hegen und pflegen. Sie müssen da sein, wenn man sie braucht.Wir haben eine große Kultur des Ehrenamtes. Danke an alle und jeden Einzelnen, der oder die sich engagieren. Ohne sie wäre unsere Stadt arm. Ja, wir sind nicht arm. Wir haben Vieles, aber auch Vieles zu erhalten. Dazu gehört unser Neues Rathaus. Hier zwingt uns der Brandschutz zum Handeln. Ein Rathaus kann man nicht einfach schließen. Man braucht auch während der Bauzeit eine funktionierende Verwaltung. Wir können die Mitarbeiter nicht auf die Straße setzen. Deshalb kommt erst der Neubau und dann der Abriss. Wir geben viel Geld aus. Die Zinsen sind günstig, aber unsere Schulden steigen in Richtung 100 Millionen. Diese Zahl finde ich beängstigend. Wir nehmen das ernst, genauso wie die Bedrohung unseres Krankenhauses. Wir sind mit dem Klinikneubau auf dem Flugfeld nicht einverstanden. Wir glauben nicht, dass durch einen Neubau das strukturelle Defizit gesenkt werden kann. Wir sorgen uns um die Krankenhausversorgung unserer Bürger. Wir fühlen uns durch diesen Kreistag bei diesem Thema nicht vertreten. Es dominiert der Südkreis. Hierzu zitiere ich einen ehrlichen und zugleich entlarvenden Satz von Florian Wahl zum Bau der Flugfeldklinik. Er schreibt auf Facebook und in seinem Newsletter:
„Ich freue mich, dass sich die Krankenhausversorgung in Böblingen verbessert“. Ja schön für die Böblinger! Ich frage mich, wo wird das Leonberger Krankenhaus bei dieser Faktenlage in ein paar Jahren stehen? Leider sind wir als Fraktion da relativ machtlos. Wir können appellieren und beim Kreistag auf Einsicht hoffen.
Was unsere eigenen Zuständigkeiten und Entscheidungen betrifft, schauen wir mit gedämpftem Optimismus in die Zukunft. Wir freuen uns, dass die Kinopläne weitergehen. Wir wünschen dem neuen Pächter für das Stadthallenrestaurant viele zufriedene Gäste. Wir hoffen dass die Firma Layher mit der Verwaltung und dem Gemeinderat eine gute Lösung für die Bebauung in der Stadtmitte finden.Wir sind zuversichtlich, dass wir beim Rathausneubau die richtige Entscheidung getroffen haben. Es bleibt spannend in Leonberg und ich verspreche euch und ihnen, die SPD-Fraktion wird alles mit Herz und Verstand begleiten.
Christa Weiß/SPD-Fraktion Leonberg