Gemeinschaftsschule

Veröffentlicht am 26.09.2012 in Kommunalpolitik

In der Gemeinderatssitzung vom 25. September wurde der von der SPD-Fraktion vor der Sommerpause eingebrachte interfraktionelle Antrag zur Einführung einer Gemeinschaftsschule modifiziert und mit großer Mehrheit gebilligt. Der ursprüngliche Antrag sah eine Einführung im Schuljahr 2013/14 vor, jetzt wurde der Termin um eine breite Mehrheit im Rat zu finden um ein Jahr verschoben.

In der Gemeinderatssitzung vom 24. Juli 2012 wurde von der SPD-Fraktion ein von 27 Mitgliedern des Rats unterschriebene interfraktionelle Antrag zur Einführung einer Gemeinschaftsschule an der August-Lämmle-Schule im Schuljahr 2013/14 eingebracht. Dieser Antrag führte zu erheblichen Diskussionen in der Leonberger Schullandschaft. Die Verwaltung befürchtete - unserer Ansicht nach unbegründet - das Ende des Leonberger Schulentwicklungsprozesses.

In der S-Ausschusssitzung am 19. September wurde über die Drucksache der Verwaltung S51 diskutiert. Unsere Fraktionsvorsitzende Christa Weiß gab dazu folgende Stellungnahme ab:"Nicht immer ist der Gemeinderat und die Verwaltung im Gleichklang. Es gibt Konflikte, die man fair diskutieren muss. Der Gemeinderat vertritt die Interessen der Leonberger Bürger. Nun kommt zu uns und den anderen Fraktionen ein Schulleiter, der mit Sorge die Veränderungen in der Schullandschaft beobachtet und gleichzeitig mit Interesse das neue Angebot einer Gemeinschaftsschule (GMS) verfolgt. Er sieht dort die Zukunft seiner Schule, überzeugt seine Lehrer, seine Eltern und die Fraktionen mit einer gut ausgearbeiteten Konzeption. Es folgt ein interfraktioneller Antrag. Die Verwaltung ist entsetzt, die Schulleiter sind aufgeschreckt. Da stellt sich die Frage, bedroht eine GMS im Ramtel wirklich die Schullandschaft in Leonberg? Wir wollen ein zusätzliches Angebot für unsere Kinder. Das pädagogische Konzept der GMS ist die richtige Antwort auf ein verändertes Lernverhalten und auf einen zunehmenden Leistungsdruck. Die Gymnasien sind ungefährdet. Die Gerhart-Hauptmann-Realschule (GHR) platzt aus allen Nähten. Ostertag-Realschule läuft im Normalmaß. In Höfingen ist die Hauptschule mangels Schülern bereits geschlossen. Die Schellingschule hat 11 Anmeldungen. Das reicht nicht für eine separate Klasse. Die August-Lämmle-Schule (ALS) hat 19 Anmeldungen. Das reicht nicht für die Zweizügigkeit. Die ALS ist eine sehr gut ausgestatte Schule. Wir haben viel investiert. Herr Steinle sagt, mit dieser Ausstattung will ich in die Antragsphase.
Wir sehen die Finanzsituation der Stadt, aber auch die Finanzsituation des Landes. Die Regierung ist mit viel Elan gestartet. Sie wird mit Finanzzuweisungen im Krippenausbau die Kommunen unterstützen. Das Angebot einer GMS erfordert einen hohen Lehrerbedarf, den nicht die Kommunen finanzieren. Wir kennen das Instrument der Schuldenbremse. Wenn jetzt viele GMS genehmigt werde, gilt dann am Ende das Windhundprinzip? Das heißt für uns: jetzt beantragen, bevor es zu spät ist.
Die Gerhart-Hauptmann-Realschule möchte in einem dreijährigen Prozess das pädagogische Konzept der GMS umsetzen. Das ist ein möglicher Weg. Die Zukunft des Schulsystems liegt in der Zweigliedrigkeit. Warum soll eine Stadt der Größe Leonbergs am Ende nicht zwei GMS haben? Oder wenn die Schuldenbremse greift, nicht wenigstens eine? Die Verwaltung hat mit ihrem errechneten Ausbaustandard eine Abwehrkulisse aufgebaut. Moderate Schülerzahlen im Ramtel und der GHR können eine Möglichkeit sein, zusätzlichen Flächenbedarf in beiden Schulen zu verhindern. Zugegebenermaßen unterscheidet sich der Wille der Verwaltung, mancher Rektoren und mancher Elternvertreter vom Wollen des Gemeinderats. Der Wille der ALS ist formuliert. Wir haben dieses Anliegen aufgegriffen. Wir sind überzeugt, dass es mit Engagement und Kreativität angegangen werden kann." Christa Weiß

Nachdem im S-Ausschuss keine Beschlussempfehlung für die Gemeinderatssitzung am 25. September gefasst wurde, zeigte sich nach vielen Gesprächen und Diskussionen, dass keine Mehrheit mehr für den ursprünglichen Antrag zu erreichen war. Daraufhin wurde dieser Antrag modifiziert, die Einführung um 1 Jahr verschoben, also erst im Schuljahr 2014/15 und der Standort offengelassen, jedoch müssen die Vorleistungen der August-Lämmle-Schule berücksichtigt werden. Die Anträge finden Sie, wenn Sie hier klicken. Christa Weiß hat zu diesem Kompromissantrag Stellung genommen:
"Herr Steinle mit seinem Lehrerkollegium und seiner Elternschaft sind an den Gemeinderat mit einem großen Anliegen herangetreten.
Sie wollen aus ihrer Schule eine Gemeinschaftsschule machen und sie wollten dieses Projekt aus Überzeugung schnell umsetzen. Wir haben Unterstützung zugesagt aber wir wurden aus vielfältigen Gründen auf diesem Weg aufgehalten. Wir lassen uns heute auf ein Überdenken des richtigen Weges ein, weil wir sehen, dass wir für manche Beteiligte zu schnell waren und dazu auch noch die Richtung in Frage gestellt wurde.
Wir wollen ja diesen Weg nicht wirklich alleine gehen. Die Schullandschaft in Leonberg ist vielfältig und genauso vielfältig sind die Interessen der einzelnen Schulen. Hier ist viel Informationsarbeit zu leisten. Wir wissen, dass der Weg hin zu einer Gemeinschaftsschule wichtig und richtig für ein umfassendes Schulangebot in Leonberg ist. Wie überzeugt der Gemeinderat davon ist, wird nachher die Abstimmung zeigen. Wir wollen alle Beteiligten auf diesen Weg mitnehmen. Herr Oberbürgermeister Schuler, Herr Dr.Vonderheid, Frau Schmauder, wir bitten vor allem sie drei, nicht nur wirklich mitzugehen sondern die Führung zu übernehmen, damit wir unser Ziel, die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule gemeinsam erreichen."
Mit großer Mehrheit bei nur 2 Enthaltungen hat der Gemeinderat diesem Kompromissantrag zugestimmt. Damit hat die SPD-Fraktion erreicht, dass auch in Leonberg eine Gemeinschaftsschule ab dem Schuljahr 2014/15 angeboten werden kann.
Rüdiger Beising